15.10.2012 - 07.02.2013 Uni-Kapelle Regensburg
14.02.2013 - 05.04.2013 Unna - Stadtkirche Unna
ab 09.04.2013 Menden (Sauerland) - St. Vincenz



im Auftrag:
KHG-Regensburg
Katholische Hochschulgemeinde Regensburg

http://khg-regensburg.de/termin/vernissage-gesellschaftsspiele/
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Foto © copyright 2012 Walter Ziegler




GesellschaftsSpiele


Gesellschaft - Religion verküpft mit Bildender Kunst - Musik

Der Kern der Auseinandersetzung sind die Systeme gesellschaftlichen Umgangsprinzipien und des indivieuellen Daseins.

Der Betrachter befindet sich im Geflecht gesellschaftlicher Abhängigkeiten und ist somit selbst bei einer Passivität Teil des Systems Medienwelt.

Sein Handeln oder Nichthandeln - sein

Voyeurismus hat direkte Folgen, die zu Sehen er meist nicht bereit ist.

In meiner Installation GesellschaftsSpiele sollen vielschichtige und komplexe

Die Abmaße der Installation betragen wird (HxBxT= 5.5m x 6.0 m x 3.5m)

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Bereiche verknüpft werden. Es geht um die:

Poetisierung menschlichen Handelns

Poetisierung menschlicher Verletztheit

Poetisierung menschlichen Tuns

Poetisierung menschlicher Abgründe

Poetisierung menschlichen Seins

in der Hoffnung auf Zivilisation

in der Hoffnung auf Erkenntnis

in der Hoffnung auf menschlichen Seins.



Domorganist Franz Josef Stoiber hat zu der Installation
auf der Regensburger
Domorgel improvisiert.

Diese wird an den Ausstellungsstationen zu hören sein.

Ziel ist eine umfassendere Auseinandersetzung mit der Installation. Zudem bietet die Musik einen ganz eigenen Zugang zur Bildenden Kunst. Für einen emanzipatorischen Geist braucht es eine komplexe Wahrnehmung.

Kunst bietet eine abweichende sich unterscheidende Möglichkeit der Betrachtung der Gesellschaft und der Religion und bietet somit eine

andere Moral

andere Echtheit

ist authentischer,

besitzt eine andere Grammatik

und kann doch eine religiöse, theologische Sprache haben.

Kunst entfaltet ein chaotisches und doch sammelndes emotionales Potential. Die Bereitschaft zum Dialog soll durch die Arbeit eröffnet werden und kann so zum Schlüssel der Kommunikation werden. Wir brauchen in unserer Gesellschaft die Friedensbotschaft der Religionen als angewandte Alltagsphilosophie.

Ein Ziel ist somit die Darstellung und Bewußtmachung der Empfindlichkeit menschlichen Daseins, menschlicher Existens.

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Die Installation sucht bewusst die Nähe
zu den Kreuzwegstationen,
ohne sie jedoch zu benennen.

Voyeurismus hat direkte Folgen, die zu Sehen er meist nicht bereit ist.


Domorganist Prof. Franz Josef Stoiber
hat zu der Installation auf der Regensburger Domorgel improvisiert.
Diese Improvisationen sind an allen Ausstellungsstationen abspielbar.


Kunst - Musik:

Ziel ist eine gemeinsame Auseinadersetzung mit der Installation
und eine sich gegenseitig beeinflussende Weiterentwicklung.
die dann vor Ort abgespielt wird.
Katalog:


Er wird einen Umfang von 72 Seiten (durchgehend bebildert, auch mit drei Dominnenaufnahmen) haben und wird am 15.11.2012 im Eigenverlag erscheinen. Der Ladenpreis beträgt 15,-€. Zur Vernissage gibt es einen Vorzugspreis.


Textbeiträge: Herrn Dr. Jehle, Frau Otto und
Herrn Prof. Dr. Bonk

Einlage: CD mit Improvisation von Herrn Prof. Stoiber an der Domorgel - Regensburg


ISBN 978-3-00-040063-6
ist bestellbar unter
tel. 0941-30767304




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Vorwort
„Ein Spiel von Erscheinungen“ –
Über Leibfragmente und Folterspuren 2012.
Von Dr. Oliver Jehle

Kreuzwege – eine Begehung
Von Elisabeth Otto

Ein Versuch über die Verachtung
Gedanken bei der Betrachtung der Skulptur
„Die Verurteilung“ von Fabian Rabsch
Von Sigmund Bonk




Vorwort


„Ein Spiel von Erscheinungen“ –

Über Leibfragmente und Folterspuren 2012.

Von Dr. Oliver Jehle



Roh belassen scheinen die Plastiken, die Fabian Rabsch inszeniert. Nähert man sich jedoch der zerklüfteten Oberfläche, tritt man zwischen die hölzernen Bahnen, die auf dem Boden liegen und in harter Fügung den Grund der Installation vermessen, erkennt man die spezifische Qualität der versehrten Leiber und geschundenen Konturen. Auf dem hölzernen Raster, dessen Struktur nur zu leicht an das Folterinstrument par excellence, das Kreuz, denken lässt, stehen Stühle, auf denen Leibreste liegen: In Bretterverschlägen mehr gefangen als geborgen, lassen die Stühle an Hinrichtungen denken. Körper, die schmerzverzerrt den Raum ausmessen, machen aus einer Installation eine zutiefst ambivalente Momentaufnahme. Vom Willen zur bewusst fragmentierten Plastik geleitet, vollzieht Rabsch mit seinen Arbeiten eine Hinwendung zur zerschlagenen Schönheit, durch die seine Installation erst möglich wird. Der Kapellenraum wird zu einem Ort, an dem die Behandlung der Oberfläche skulpturaler Arbeiten als sprachmächtig erkannt wird – treten in dieser die Qualitäten, das raue und hart Gefügte des Materials, als Akteure einer Handlung auf, die sich allein auf der Oberfläche der Bildwerke ereignet.

Mag man im ersten Moment an die Stationen eines Kreuzweges denken, die sich den Raum eroberten, so zertrennt Rabsch den Erzählfaden und fügt die einzelnen Episoden zu einem diskontinuierlichen Kontinuum aneinander. Jede skulpturale Arbeit kann für sich gelesen werden, doch empfangen sie erst aus der Verkettung mit dem Daneben und Dahinter ihr spezifisches Gewicht: Der knappe, plastisch gewordene Augenblick schlägt in die Allgegenwart der Gewalt um, aus der es kein Entrinnen gibt. Darauf angelegt, dass der Betrachter die Installation durchschreite, schweift dessen Blick notwendig von einer Teilarbeit zur nächsten – wodurch sich eine gleichsam rhythmisierte Wahrnehmung ergibt, die kaum mehr schnell und kühl zu fokussieren vermag: Betroffen von den visuellen Schocks, die den Wahrhaftigkeitsanspruch eines dem Leben entrissenen Moments erheben, verschaffen die skulpturalen Arbeiten dem Betrachter das intensive Erlebnis eines unvermittelt Blicks: Scheinbar nicht von stilistischen Eingriffen dirigiert, wird hier das grausam Faktische einer in Fetzen liegenden Existenz recherchiert.

Was bei dieser Eigenart, das Furchtbare teilnahmslos zu berichten und dadurch zu verschärfen, besonders zum Tragen kommt, ist die Struktur des atemberaubenden Nacheinander bis zur Zuspitzung auf einen Punkt hin: ...



TEXTAUSSZUG - ANFANG


Ein Versuch über die Verachtung.

Gedanken bei der Betrachtung der Skulptur

„Die Verurteilung“

von Fabian Rabsch

Von Sigmund Bonk



Ein alter wackeliger Stuhl, beschmiert, in der Mitte durchgeschnitten, die Sitzfläche nachträglich verkleinert. Darauf eine beinahe amorph wirkende Masse aus billigem Gips, eingefärbt mit der Farbe getrockneten Blutes, ein Torso, ein kleines Bündel Elend, der Rest eines Menschen nur mehr – geschrumpft und wie ausgespieen. Die Gliedmaßen zum Verschwinden gebracht, die Bewegungsfreiheit verloren; ein vorgestrecktes, todmüdes Kinderköpfchen (mit einem unheimlich wirkenden Bart daran), der Mund vernagelt, zum Verstummen gebracht, verurteilt, abgeurteilt, dieser Mann ist erledigt für alle Zeit. Der Spalt im Stuhl scheint sich aber noch weiter öffnen zu wollen: Der finale Sturz – wo anders hinein als ins Grab? – steht unmittelbar bevor.

Die Skulptur „Die Verurteilung“ von Fabian Rabsch fasst ins bildhaft Objektive, was wohl jeder Mensch schon einmal, in unterschiedlicher Schärfe, hat bildlos-ungegenständlich erfahren müssen: Wie es ist, von Mitmenschen verurteilt, radikal abgeurteilt worden zu sein, wie sich Verachtung „anfühlt“. Der Kirchenraum, darin sich die Skulptur befindet, lässt bei dem Verachtet-Verurteilten an Jesus Christus denken, an den verlachten, bespuckten, gegeißelten Menschen, an das Spottgewand, die Dornenkrone: „Ecce homo“. Aber ist diese christliche Deutung die einzig mögliche? Es wird sich zeigen. Das Werk Fabian Rabsch fordert es heraus, über es und damit unweigerlich auch über uns bzw. unser gesellschaftliches Verhalten neu nachzudenken.

Der grundsätzliche Respekt vor dem Mitmenschen, vor seiner „unantastbaren Würde“ (vgl. die Präambel der Charta der Vereinten Nationen und Art.1, Abs.1 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland) gehört zum Grundkonsens unserer durch das Christentum und die Aufklärung geprägten „westlichen“ Kultur und Gesellschaft. ...





TEXTAUSSZUG - ENDE

Kreuzwege – eine Begehung

Von Elisabeth Otto

... Der Voranschreitende ist wohl die Figur mit der größten Dynamik. Ein Ziel ins Visier gefasst, prescht er energiegeladen darauf zu, mit einer Kompromisslosigkeit, die durch den fehlenden Kopf nur noch betont wird und die Bodenhaftung, ja sogar die Beschwerungen der Füße notwendig machen, jedoch kein Hindernis darstellen, das so groß wäre, dass es nicht überwunden werden könnte.Fabian Rabsch arbeitet bei seinen Figuren gerade die Dinge heraus, die das menschliche Dasein ausmachen: agieren, aktiv sein, sein Leben bestimmten, sich vorwärtsbewegen – und arbeitet sich an diesen Momenten ab, bzw. dann zurück, sobald die menschliche Existenz angegriffen ist. In seiner Installation GesellschaftsSpiel führt er uns eindrucksvoll den menschlichen „Fall” vor Augen, sei es auf individueller oder gesellschaftlicher Ebene, der dann jeweils eine andere Erscheinungsform hat, je nachdem ob das Individuum von einer ihr aufgebürdeten Last fällt oder von anderen zu Fall gebracht wird. In diesem Gesellschaftsspiel macht Fabian Rabsch erneut den Menschen zur Hauptfigur. Auch die, die sich außerhalb der Gesellschaft befinden, werden von innerhalb gedacht und können sich dem Verurteiltsein, dem Fallengelassenwerden nicht entziehen. Zug und Druck, Statik und Dynamik, Formalismus und Individuelle Ausdruckskraft, das sind die Kraftfelder, auf denen sich die Figuren der Installation dem Kapellenbesucher auf Augenhöhe begegnen und ihn bei der Feier der Messe umgeben. Die Planken, auf denen die Figuren stehen und gehen, verklammern den Raum in der Horizontale, während der Mäander als Bogen den Raum überspannt. Es ist unmöglich sich der Installation – möchte man die Messe in der Uni-Kapelle mitfeiern – zu entziehen. Wie soll man auf die Überforderung, den Zerfall, das Leid, den Schmerz reagieren, wie die eigene Integrität (seine „Unversehrtheit”) bewahren?

Fabian Rabsch fordert uns dazu auf, die Position des stillen Beobachters zu verlassen, auch wenn das mit dem Risiko verbunden sein sollte, selbst verurteilt zu werden, dafür aber selbstbestimmt, präsent, als Mensch – mit all den Facetten seines Daseins. Wie tröstlich zu sehen, Mensch unter Menschen zu sein.